Case
Army 04, 2011, Sprühlack auf Leinwand, 110 x 90 cm
Case
Die Werke von Case sind buchstäblich überragend, sei es im Öffentlichen Raum durch ihre Dimensionen oder in ihrer feinen Ausarbeitung auf Leinwand. Seine Arbeiten bestechen durch überraschende Detailtreue. Immer wieder können die Betrachter es kaum glauben, dass seine Bilder ausschließlich mit der Sprühdose erschaffen wurden. Mit seiner frappierenden Technik ist Case der Vorreiter in der deutschen Urban Art-Szene und auf dem Weg international voll durchzustarten.
Das Werk „Army 04“ kann in mehrerlei Hinsicht als ein Schlüsselbild des Künstlers bezeichnet werden. Als Selbstbildnis gibt es seine individuellen Merkmale als Person preis, geht allerdings noch viel weiter. Man sieht einen jungen Mann der über den Betrachter hinweg durchdringend in die Ferne blickt. Auffallend sind die unterschiedlichen Buntwerte im Gesicht des Künstlers. Als Kunstschaffender macht man sich schmutzig, wo Farbe im Spiel ist, können auch Flecken entstehen. Die Farben, die wie eintätowiert weite Teile seines Gesichts bedecken, lassen eindrucksvoll die uneingeschränkte Identifikation des Künstlers mit seiner Arbeit spüren und zeugen von einem wahren Schaffensrausch im kreativen Ausdruck. Der Vergleich mit einer übertragenen Militärthematik, wie es der Künstler durch die Wahl des Titels evoziert, lässt dabei an „Camouflage“-Tarnmuster denken, mit Hilfe derer sich Soldaten gezielt an ihre Umgebung anpassen, um mit dieser optisch zu verschmelzen. Doch kann man im Werktitel auch einen Hinweis darauf sehen, wie sich der Kunstschaffende selbst immer wieder fühlen muss. Gibt man ein vollendetes Werk der Öffentlichkeit zur Begutachtung frei, steht man an vorderster Front bezüglich Kritik, vermeintlichen Deutungen und anderen Kontextualisierungsversuchen, vor denen man als Künstler erst einmal bestehen muss. „Army 04“ kann als Sinnbild eines aufstrebenden Urban Art-Künstlers gesehen werden, der sich als solcher ostentativ präsentiert und gleichzeitig am liebsten hinter seinem Werk und den Farben zurücktritt.
Über den Künstler
Case, mit bürgerlichem Namen Andreas von Chrzanowski, ist ein aus Ostdeutschland stammender Graffitikünstler der in Frankfurt am Main lebt. Er ist einer der vier Mitglieder der „Ma´Claim Crew“, die sich im Jahr 2000 gründeten und als Vorreiter monumentaler, fotorealistischer Darstellungsformen innerhalb der Graffitiszene gelten. Im Zentrum seines Schaffens stehen Menschen oder auch Körper, die je nach narrativem Gehalt ins Monströse, Animalische oder Mystische übersteigert werden. Gängige Schönheitsideale weichen bei ihm grotesk-kontroversen Zerrbildern, die gleichermaßen irritieren wie faszinieren. Auch spürt er in seinen Motiven immer wieder Emotionen und Befindlichkeiten nach: Unsicherheit, Melancholie und der stete Kampf des menschlichen Daseins stehen dabei im Vordergrund. Die figurativen Sujets bestechen durch ihre technische Perfektion in der Ausführung und entführen den Betrachter in ganz eigene, nicht selten surreale Bildwelten, die der blühenden Fantasie des Künstlers entspringen.