Mel Ramos
Peek-a-Boo #1 LIGHTBOX, 2012, Leuchtkasten aus Aluminium, Acrylfarbe, LED-Beleuchtung, 100 x 75 cm
Mel Ramos
Mel Ramos ist einer der letzten noch lebenden amerikanischen Pop Art-Künstler. Er steht in einer Reihe mit Warhol, Lichtenstein und Wesselmann. Seine Werke wurden weltweit in zahlreichen Ausstellungen präsentiert und sind in den bedeutendsten Sammlungen moderner Kunst zu finden. Charakteristisch für Mel Ramos’ Kunstschaffen ist die Auseinandersetzung mit Themen der Konsumkultur, die er mit bewusst aufreizenden weiblichen Aktdarstellungen in größter technischer Perfektion kombiniert.
„Peek-a-Boo“ ist die englische Bezeichnung für das allseits beliebte „Kuckkuck“-Kinderspiel. Die Eltern halten sich dabei die Hände vor das Gesicht, um sich vermeintlich zu verstecken, ehe sie sich dem Baby wieder zu erkennen zu geben, das wiederum eine Freude an diesem Vorgang empfindet. Bei Ramos wird der Blick des Betrachters dagegen auf eine aufreizende blonde, lächelnde Frau durch ein Schlüsselloch gelenkt. Ein klassisches Motiv des vermeintlich voyeuristischen Betrachterblickes in der Kunst wird so gänzlich neu interpretiert. Die Serie feiert lustvoll das Sehen, Zeigen und Verbergen und denkt das Thema der Pin-Up-Girls weiter. Bereits in den vorangehenden Serien von Mel Ramos, bei denen unbekleidete Damen von zentraler Bedeutung waren, wurde der Betrachter in eine vermeintliche voyeuristische Lage gebracht. Im Jahr 2010 entstand die erste Light-Box innerhalb der Serie. Es handelt sich um einen Aluminiumkasten, der von innen mit LEDs beleuchtet ist und das Motiv von der Rückseite illuminiert. Die Lightboxen sind damit eine direkte Weiterentwicklung der Grafiken und Gemälde. Die Konturen der Frau sind als Steel-Cuts ausgeführt. Die Technik entwickelte vormals Tom Wesselmann, indem er vorgezeichnete Linien von Laser aus einer Stahlplatte ausfräsen ließ. Diese Vorgehensweise lässt die zeichnerische Linie plastisch erscheinen und verstärkt den skulpturalen Charakter dieser Werke. Mel Ramos hat in seinen Lightboxen viele Medien vereint. Neben dem Steel-Cut und der Lichtinstallation ist es ein künstlerisch ausgearbeiteter Druck, der hier das Motiv des Pin-Ups auf einer Acrylplatte abbildet.
Über den Künstler
Als Schüler von Wayne Thiebaud stand Mel Ramos der so genannten Bay Area Figurative School nahe, die sich ab den 1950er-Jahren von der in den USA vorherrschenden Kunstrichtung des „Abstrakten Expressionismus“ absetzte. Ab 1963 wandte er sich, nach ersten zeichnerischen Erfahrungen im Comic-Genre, dem zentralen Thema seines Schaffens zu – dem weiblichen Körper. Über weibliche Superheldinnen wie Wonder Woman gelangte er zur Darstellung von Pin-Up-Girls. In seinen Werken arrangiert er den weiblichen Akt mit Konsumgütern und orientiert sich dabei an den Funktionsmechanismen der Werbebildsprache. Er entwickelte daraus eine eigene Ikonographie, die sich durch überbetonte nackte Figuren auszeichnet, die sich vor den schlicht einfarbig gehaltenen Hintergründen abheben. Seine Akte sind frivol, aufreizend und sexualisierend, ohne dabei jedoch ins Vulgäre abzugleiten. Die „Commercial Pin-Ups“ sollten über Jahrzehnte das Markenzeichen von Mel Ramos bleiben. Seine erste Einzelausstellung fand 1966 in der Galerie Ricke in Kassel statt. Ab 1972 persiflierte Ramos in seinen „Unfinished Paintings“ die Aktbilder klassischer Meister wie Ingres, Modigliani und Manet, wobei er deren subtile Erotik durch den direkteren Sexappeal der Pin-Ups ersetzte. Von 1966 bis 1997 lehrte Ramos als Professor für Malerei an der California State University in Hayward.
„Ich achte darauf, dass meine Bilder nicht allzu erotisch sind, dass sie immer einen Anflug von Humor haben. Ich achte darauf, dass die Bilder >>geschmackvoll<< sind. Entweder versteht man, was gemeint ist, oder eben nicht." (Mel Ramos)