Sean Scully
Cut Ground, 2008, Aquarell auf Papier, 76,6 x 56,6 cm
Sean Scully
Mit Sean Scully (*1945) präsentieren wir Ihnen in Kooperation mit der renommierten Galerie Klüser einen der bedeutendsten abstrakten Maler unserer Zeit. Mit seinen verdichtet-sinnlichen Farbkompositionen, bestehend aus horizontal und vertikal ausgerichteten Streifen, Balken und Feldern, hat er eine unverwechselbare und einzigartige Bildsprache geschaffen. Scullys Arbeiten befinden sich weltweit in den namhaftesten Sammlungen. Bedeutende Institutionen wie das Metropolitan Museum in New York haben ihm große Einzelpräsentationen gewidmet. Im Rahmen der 56. Biennale von Venedig 2015 zeigt er mit „Land Sea“ eine umfassende Ausstellung im Palazzo Falier, was seine Bedeutung und Wertschätzung in der Kunstwelt weiter unterstreicht. Als Professor für Malerei war Scully u.a. von 2002 bis 2007 an der Akademie der Bildenden Künste in München tätig, wo auch Barbara Ullmann bei ihm studierte.
Bei der hier vorgestellten Arbeit handelt es sich um ein einzigartiges Aquarell aus der Werkserie „Cut Ground”, welches Sean Scully am oberen Blattrand bezeichnet, signiert und auf den 7. Mai 2008 datiert hat. Die Arbeit besticht schon auf den ersten Blick durch ihre bildnerische Anordnung: so nimmt die Farbkomposition in etwa die Hälfte des Blattes ein, während der obere Teil frei bleibt und in einem ausgewogenen Verhältnis ein neutrales und von Leichtigkeit bestimmtes Gegengewicht zur den kompakten unteren Farbfeldern ausbildet. Diese sind vor allem in einer tonalen Farbigkeit gehalten und werden durch einzelne Buntwerte, wie etwa dem hervorstechenden Gelbton am rechten Bildrand, akzentuiert. Die Komposition ist in sich harmonisch ausgewogen und dennoch sind die Farbpartien spannungsreich aufeinander bezogen, was sich auch darin zeigt, dass die ansatzweisen Symmetrien im Bild immer wieder bewusst durchbrochen werden.
Scullys Meisterschaft im Umgang mit Farbe und Form zeigt sich hier vor allem auch in der Aquarelltechnik, die ihm vielfältige Möglichkeiten eines nuancierten Farbauftrags bietet. Durchscheinende Farbfelder wechseln sich im lockeren Rhythmus mit deckenden, einander überlagernden Farbstreifen ab. Dadurch, dass Scully seine Farbfelder nicht streng geometrisch abzirkelt, sondern sie an den Rändern einander überlappen, durchdringen und aus unteren Schichten hervortreten lässt, gewinnt sein Farbauftrag eine natürliche, fast schon pulsierende Lebendigkeit und gleichzeitig eine in sich ruhende sinnlich-meditative Präsenz.
In ihrer rasterartig ausgerichteten Struktur erinnern Scullys Farbkompositionen in gewisser Weise auch an Patchwork-Muster. Tatsächlich wurde der Künstler schon früh während einer Marokko-Reise im Jahr 1969 von den farbigen Mustern und zusammengenähten bunten Stoffen der Nomadenzelte und traditionellen Bekleidungen inspiriert. Aber auch die von Menschenhand geprägte Natur ist ihm Vorbild. So erinnern seine Farbformationen an Äcker und Felder, betrachtet aus der Vogelperspektive. Auch der Titel „Cut Ground“ bezieht sich auf inhaltlicher Ebene auf das gefügig Machen und die landwirtschaftliche Nutzung der Natur. Inspiriert wurde Scully dabei von seinem irischen Dichterfreund, dem Literaturnobelpreisträger Seamus Heaney (1939 – 2013), der für die Buchcovergestaltung seiner Publikation „Opened Ground: Poems 1966 – 1996“ ein Werk des Künstlers vorsah. Aus „Opened Ground“ entwickelte Scully schließlich die „Cut Ground“-Serie.
Über den Künstler
Sean Scully, 1945 in Dublin geboren und in London aufgewachsen, ist heute einer der bedeutendsten abstrakten Maler seiner Generation, dessen Ölgemälde Preise im mittleren sechsstelligen Bereich erreichen. Nach seinem Kunststudium am Croyden College of Art in London sowie an der britischen Newcastle University und der Harvard-University in den USA blieb der zweifach für den Turner-Prize nominierte Künstler über die Jahrzehnte dem immer wieder „totgeglaubten“ Medium der Malerei unbeirrt verpflichtet.
Zunächst beeinflusst von der streng rationalen Kunstströmung des Minimalismus und der „Hard-Edge“-Malerei mit ihren scharfkantig konturierten Rändern, die durch das systematische Abkleben der Kanten während des Malprozesses erreicht werden, entwickelte Scully seinen unverkennbaren individuellen Stil. Der Nüchternheit geometrischer Farbfeldabstraktionen gab er auf ganze eigenständige Weise die emotionale und spirituelle Kraft zurück. Dabei ist es das Ansinnen, des Iren, der seit 1983 auch US-amerikanischer Staatsbürger ist, die europäische Tradition der Malerei mit den ästhetischen Neuerungen amerikanischer Kunst zu verbinden. Als Kosmopolit lebt Sean Scully heute in New York, Barcelona und im bayerischen Königsdorf.