Silke Markefka
O.T. (aus der Serie „Archiv“): 130 x 115 cm, 2005
O.T. (aus der Serie „Archiv“): 130 x 150 cm, 2005
O.T. (aus der Serie „Von Vorhängen“): 150 x 150 cm, 2006
Silke Markefka
Aufgrund der begeisterten Reaktionen auf Silke Markefkas monumentales Lüster-Bild freuen wir uns Ihnen in Kooperation mit der Galerie Karin Wimmer Contemporary Art ein weiteres und absolut einmaliges Angebot machen zu können. Erstmalig bieten wir Ihnen in Form eines Konvoluts gleich drei Schlüsselwerke der Günther Förg-Meisterschülerin an. Dabei handelt es sich um zwei Hauptwerke aus ihrer Serie „Archiv“ und um eine zentrale Arbeit aus dem Werkzyklus „Von Vorhängen“. Zusammen mit ihrem „Lüster“ werden damit gleich vier ihrer Spitzenwerke in der Gemeinschaftssammlung von 52masterworks vertreten sein, die damit einen exemplarischen Überblick von bestechender Qualität über Ihr Kunstschaffen ermöglicht. Somit wird 52masterworks zu einem wichtigen Leihgeber für künftige Ausstellungen dieser Künstlerin.
Eines der Generalthemen in Silke Markefkas Kunst ist die visuelle und emotionale Vergegenwärtigung von Erinnerung, die Projektion von Vergangenem und Erlebten. Dies zeigt sich in ihrer Werkserie der „Lüster“, erklärt aber auch ihre Faszination für Archive, Biblio- und Mediatheken. Als räumliche und geistige Speicher von Wissen, Errungenschaften, Belegen und Aufnahmen wurden sie über lange Zeiträume sorgsam zusammengetragen, um ein überdauerndes zivilisatorisches Zeugnis abzulegen.
In der Werkserie „Archiv“ richtet Markefka den Blick auf raumfüllende Regalreihen oder fokussierte Ausschnitte davon. Dabei zeigt uns die Künstlerin nicht näher definierte Bücherrücken und andere Medien, die dennoch dem Anschein nach einem Ordnungssystem folgend in Reih und Glied stehen. Inhaltlich wie malerisch interessiert sich Markefka nicht für die Details, sondern vielmehr für den visuellen Gesamteindruck dieser (An-)Sammlungen, wo sich das Einzelwerk einem strukturierten Gesamtkonzept unterordnet und den individuellen Inhalt als Geheimnis für sich behält. So lassen sich ihre vertikal ausgerichteten, abstrahierten Bündel assoziativ wie Strichcodes lesen, die ohne konkrete Dechiffrierung keinen Rückschluss auf Ihren Informationsgehalt zulassen. In der Darstellung unterscheiden sich die gesammelten Dokumente nur unwesentlich voneinander, auch wenn die Künstlerin hie und da bewusst einen Akzent setzt, wie etwa einen blauen Farbton, der innerhalb der tonalen und uniformen Farbigkeit als Blickfang aufblitzt.
Als generationsübergreifender Wissensspeicher, der die Vergangenheit gegenwärtig hält, ist das Archiv bei Markefka allerdings ein Stück weit schon in Auflösung begriffen und damit dem drohendem Vergessen anheimgefallen. Durch den dünnen bräunlichen Farbauftrag erscheinen die einzelnen Bündel zuweilen transparent und damit wie eine verblichene Momentaufnahme aus vergangenen Zeiten. Auch entstehen durch die Verflüssigung der Farbe Rinnsale, die die Konturen der Darstellung auflösen und buchstäblich verwässern. So scheint es im übertragenen Sinne, dass auch unsere Kultur, wie bereits vorangegangene Zivilisationen, sich im allmählichen Niedergang befindet und eben nichts von Dauer und Bestand ist. Was übrigbleibt sind letztlich Bruchstücke der Überlieferung als Andenken daran.
Auch ihre Vorhangbilder, in denen sich die Künstlerin formal mit stofflicher Struktur und Faltenwürfen auseinandersetzt, lassen sich buchstäblich als Schleier, die sich über die Dinge legen, interpretieren. Die prächtigen Stoffbahnen trennen das Davor von dem dahinter Verborgenen ab und verklären wie der gefallene Vorhang im Theater, die eben noch stattgefundenen Ereignisse, die nunmehr ganz zur Erinnerung geworden sind.
Über den Künstler
Silke Markefka, 1974 in Mühldorf am Inn geboren, absolvierte ihr Studium der Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in München als Meisterschülerin von Günther Förg (1952 – 2013). 2007 erhielt sie den „Villa Romana“-Preis, der als ältester Kunstpreis Deutschlands gilt, verbunden mit einem zehnmonatigen Stipendium in Florenz, das Hundert Jahre vor ihr beispielsweise schon Max Beckmann (1184 – 1950) erhalten hat. 2013 wurde ihr der „Bayerische Kunstförderpreis für Bildende Kunst“ verliehen. Durch die Präsenz ihrer Werke in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen hat sich die Künstlerin in den vergangenen Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und in der Kulturlandschaft etabliert. So zeigte im Frühjahr 2015 der Kunstverein Bellevue-Saal in Wiesbaden eine Auswahl ihrer Werke. Ebenso war ihre Arbeit 2013 in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen.